Lieber Roland, Du bist hier Betriebsstellenleiter – erzähl doch mal ein bisschen von Dir…
Roland: 41 Jahre bin ich in dem Beruf tätig.
Seit 1990 bin ich Leiter des Sonnenbades (vorher Rheinhafenbad). Ich hatte viele Stationen innerhalb der Karlsruher Bäder Ich wurde auch schon verliehen an die anderen Bäder wo eben Not am Mann
war. Wo die Politik der Gemeinden mich gebeten hat: „wir brauchen den Roland da und da“ und dann bin ich dem gerne gefolgt. Das hat meiner Karriere nichts geschadet.
1989, durch den krankheitsbedingten Ausfall meines Vorgängers Werner Klipfel übernahm ich das Sonnenbad. Vorher war ich schon stellvertretend tätig. Ich habe vorher schon die Ausbildung
mitbegleitet.
In einjähriger freiwilliger Eigenarbeit habe ich die Dienstwohnung des Sonnenbades renoviert. Es gab ja damals die Residenzpflicht. Man musste als Leiter des Bades die Dienstwohnung beziehen.
Aber es gibt nur noch eine einzige klitzekleine Dienstwohnung, das ist das Milchhäusle in Rappenwört. Da musste der Betriebsleiter dort Ernst Lehmacher (eines meiner Vorbilder) mit dem Ruderboot
zu seinem Auto zum Einkaufen fahren. Der Nachfolger hat sie dann aber nicht mehr bewohnt.
Du bist also der letzte Mohikaner in einer Dienstwohnung?
Roland: Ja, da bleibe ich bis zum Renteneintrittsalter. und dann werde ich mal sehen, wo mich die Wellen des Lebens an Land spülen.
Das muss doch noch mindestens 20 Jahre dauern, oder?
Roland: Tja, das hättet ihr gerne. (lacht). Hochgerechnet noch 6 Jahre, dann sitze ich mit meinen Kollegen auf der Rentnerbank. Aber wir sprechen ja jetzt über das Hier und
heute. Und dass mir meine Arbeit hier Spaß macht, auch wenn es hier am Sonntag im Mai regnet und Gewitter kommt.
Was macht Dir am meisten Spaß?
Roland: Mensch – Technik – Natur. Das ist hier alles vorhanden im eingezäunten Bereich. Wir haben aktuell einen neuen Begrenzungszaun bekommen. Die Kommunikation mit den
Badegästen jung und alt. Die Technik, die dahintersteckt. Wie so ein YoungTimer gestreichelt, gehegt und gepflegt werden muss, dass sie auch funktioniert. Die Natur schätzt man je älter man wird.
Ich gebe zu, ich habe mehr den technischen Daumen (aber ich lerne noch dazu) und gestalte unser Sonnenbad, dass es sich für Euch und für uns alle schön und attraktiv darstellt. Mit Hilfe meiner
Kolleginnen und Kollegen. 123 Bäume hat das Sonnenbad, die schmeißen dann im Herbst ordentlich Laub ab, der Grünschnitt muss gemacht werden der Rasen will gepflegt. sein. Das ist das Attraktive
an unserem Beruf, diese drei Komponenten in Einklang zu bringen.
Könnten wir mal eine Tour durch den Bauch des Schwimmbades machen?
Roland: Ja, das ist kein Thema. Ich frage da gerne mal den Oliver Sternagel, weil er ja auch immer gerne weiß, was hier so gezeigt wird.
Für unsere VereinskollegInnen und zukünftige neue Badegäste wäre das eine tolle Sache, mal hinter die Kulissen schauen zu können.
Roland: Ja, das mache ich gerne. Ich bin ja auch so ein Befürworter gläserner Technologien. Ich zeige gerne Technik. Abgesehen davon habe ich ein Faible für sichtbare Technologie
und nicht für verbaute Technologie wie z.B. das was ich von Karl Breh übernommen habe: Die ganzen Kabel meiner schönen Sound-Anlage sind alle sichtbar. Ich werde mir allerbeste Mühe geben, Euch
zu zeigen, wie unser Wasser klar, farblos und sauber ist.
Da freue ich mich jetzt schon drauf und wir machen dann auch einen kleinen Film.
Was war Dein schönstes Erlebnis mit einem Badegast?
Roland: Dass ich vor 5 Jahren genau hier einem OStR aus HD hier vor meinem Schwimmmeister-Büro zusammen mit meinem Kollegen Volkmar Albrecht das Leben retten durfte. Der Mann
wäre nach Aussage der Ärzte gestorben, wenn wir ihn nicht sofort wiederbelebt hätten. Der Badegast kommt jedes Jahr hierher. Nach dem Aufwachen im Krankenhaus hat er beschlossen, dass das sein
neuer Geburtstag ist. Aber das gehört ja zu unserem Beruf aber ich freue mich trotzdem sehr darüber, dass das gelungen ist.
Man hofft ja, dass solche Notfälle nicht allzu oft vorkommen.
Roland: Aber wir hatten leider auch schon Todesfälle.
Einmal bei einer Eröffnung auch mit Herzinfarkt. Oder bei den Damen in der Umkleide. Da sind die traurigen Momente und das ist kein Fernsehen, das ist live vor Ort. Der Mensch stirbt…
Aber es gibt natürlich auch schöne Dinge. In meinen 40 Dienstjahren habe ich natürlich auch die eine oder andere schöne Frau kennen gelernt (lacht) – das wolltet Ihr doch hören, oder?
Durch diesen Beruf habe ich tolle Menschen, sogar Freunde kennengelernt. Karl und Renate Breh, Peter Hurst. Man hat ja nicht so viele Freunde auf die man sich verlassen kann. Und diese Personen
gehören auf jeden Fall dazu.
Das ist so meine Art. Ich habe gelernt auf Menschen zuzugehen Und das ist angenehm. Bei 120.000 Badegästen im Jahr gibt es natürlich auch immer ein paar Idioten… Die gibt es ja überall. Aber wenn
ich gute Laune habe, dann bringe ich das rüber und die Badegäste merken das auch. Es gab auch schon dunkle Zeiten in meinem Leben, und dann ist das nicht so, aber das haben die Badegäste dann
sofort gemerkt.
Das ist aber auch ein Zeichen von Menschlichkeit hier im Bad. Ja Menschlichkeit…. Ich lese gerade im Archiv des Badewesens. Die Qualifikation der Badeaufsicht und die notwendigen Gesetze. Die
Bäderbetriebe sind eine Verwaltungsbehörde…Vieles wird dort nach Vorschrift geleitet und geführt. Ich sage immer: So viel Vorschrift wie nötig, Flexibilisierung, spontanes Entscheiden ist
wichtiger. Die Vorschriften stehen bei mir Regal, sie sind dazu da, um uns, die Beschäftigen zu leiten und zu führen, sie sind auch oftmals ein Hindernis im Umgang mit dem Kunden „Badegast“. Der
Badegast ist ja heute ein Kunde der bezahlt und bestimmt. Und wir haben uns danach zu richten und nicht umgekehrt. Also ich habe Zeiten erlebt, da gab es den bösen Bademeister, da haben Sie schon
Angst bekommen, wenn die Herrn aufgetreten sind, das gibt es ja heute gar nicht mehr. Auch wenn man sich nicht alles gefallen lassen muss. Wir sind ja schließlich ein Bereich, wo die Badegäste in
ihrer Freizeit herkommen.
Eine Frage… Schwimmst Du selbst auch noch?
Roland: Ohhhh… (falsche Frage). Ich gehe ins Wasser, um mich abzukühlen, um am Beckenboden nach Beschädigungen Ausschau zu halten und an den Rückläufen die Haar- und Schmutzreste
zu entfernen. Es ist eigentlich eine Schande, ich gebe es zu --- als ehemaliger Wettkampfschimmer…. Irgendwie ist es so, wie mein Freund der Konditor, der isst auch nicht jeden Tag Kuchen und
Schokolade. Im Urlaub gehe ich gern ins Wasser, ins Meer. Für mich ist Urlaub am Meer obligatorisch. Eigentlich müsste ich, der Fitness wegen, eigentlich… Also Ihr schwimmt mir 1000ende km davon.
Wenn ich das addiere mit Breh und Co. vom Freundeskreis, Ihr seid da feste fleißig. Aber ich bin auch froh- mein Privatleben hat nix mit Wasser zu tun.
Drei Wünsche für das Sonnenbad:
Roland:
Vielen Dank für das Interview.