Angeschwommen wird im Pyjama
Karlsruhe startet in die Freibadsaison – einige Gäste reisen dafür sogar von
weit her an
Karlsruhe. Bei Regen und 17 Grad Außentemperatur startet Karlsruhe in die
Freibadsaison – und das bei bester Laune: Im Pyjama springen am Freitagmorgen Besucher in das große Becken im Sonnenbad. Einige sind weit angereist für das Anschwimmen, schließlich ist bundesweit
kaum einer früher dran als Karlsruhe. „Wir gehören zu den ersten Freibädern, die öffnen“, sagt Bäderchef Oliver Sternagel. Er sei megastolz. Und der frühe Start sei auch ein super Marketing für
die Stadt.
Rund 500 Kilometer ist Maurits van Wijde gefahren, um bei der Party dabei zu
sein. „Ich komme aus dem niederländischen Arnhem“, sagt der Mann. Fast jedes Jahr unternimmt er die Reise, extra für den Saisonstart im Sonnenbad. Er springt im Bayerndress inklusive Sportschuhen
ins Wasser – das 27,8 Grad warm ist. „Wenn es regnet, ist das herrlich“, verrät Badegast Horst Martin aus Neuenbürg. Im Winter schwimmt er im Fächerbad. In der Saison wechselt er ins
Sonnenbad.
„Wir sind hier eine eingespielte Truppe, dieses Bad hat richtig Charakter.“
Vor dem Ukrainekrieg und der damit verbundenen Energiekrise war das Sonnenbad traditionell von Februar bis zum 1. Advent geöffnet. In diesem Jahr ist Ende Oktober Schluss. Aus Sicht von Sternagel
ist das ein guter Kompromiss. Gerade in der kalten Jahreszeit sei der Energieverbrauch sonst schließlich am höchsten. Bernd Antritter kann als stellvertretender Vorsitzender des
Sonnenbad-Freundeskreises mit dem Kompromiss leben: „Wir müssen ja die Umstände sehen.“ Auch er trägt zum Saisonstart einen Schlafanzug. „Erwacht aus dem Winterschlaf und ab in die Fluten“, ist
die Eröffnung überschrieben. Und die war zeitweise in Gefahr. „Wir hatten technische Probleme“, berichtet Sternagel. Ein Wärmetauscher war kaputt.
Am Ende gelang die Reparatur, auch das neue Kassensystem wurde rechtzeitig
installiert. Wie schon im Europa-, Fächer- und Vierordtbad können Besucher nun mit einem speziellen Guthaben-Armband durchs Drehkreuz gehen. Wer will, kann aber weiter eine Karte an der Kasse
kaufen. Zum Saisonstart öffnen zunächst das Schwimmerbecken, beide Saunen und auch die Gastronomie. Das Nichtschwimmer- und das Planschbecken sollen ab Mai zur Verfügung stehen. Dann sollen auch
weitere Karlsruher Freibäder öffnen. „Im Moment geht es im Sonnenbad um Gesundheit und Spaß“, erläutert Sternagel.
Ein großer weißer Wecker zeigt an, wann der Spaß beginnt. Langsam nähert sich
der Zeiger der 10. Die Besucher zählen runter. Vier, drei, zwei, eins. Auf eins planscht noch keiner, erst brechen alle zu einer Polonaise auf. Das Bad ist mit Luftballons und Blumen geschmückt,
das Maskottchen Kai der Hai winkt am Beckenrand. Kamerateams halten das Geschehen fest.
Und dann? Springen alle ins Wasser. Winnie Thielbeer hat eine Zipfelmütze auf
dem Kopf, sie trägt einen knallroten Mickey-Mouse-Pyjama. „Das ist eine riesige Party, richtig viel Spaß“, sagt die Frau, die vier Stunden aus Göttingen angereist ist. Erst bleibt sie zwei Tage
in Karlsruhe, dann verbringt sie das Wochenende in Straßburg. „Das hier ist etwas Besonderes“, erklärt sie. Bei ihr zuhause öffneten die Freibäder erst deutlich später. Im Herbst will sie wieder
Station machen in Karlsruhe: „Dann sind bei uns die Freibäder schon zu. Deshalb komme ich wieder vorbei, wenn ich auf dem Weg in den Urlaub ohnehin hier durchkomme.“
Service
In der aktuell laufenden Nebensaison ist das Sonnenbad montags, mittwochs und
freitags von 10 bis 20 Uhr offen, dienstags und donnerstags läuft der Betrieb bis 22 Uhr, samstags, sonntags und feiertags ist um 17 Uhr Schluss. Kassenschluss ist 60 Minuten vor Schließung,
Badeschluss ist 20 Minuten vor Schließung. Der Einzeleintritt kostet 5,50 oder ermäßigt 3,70 Euro.